"Bass UF - dr zwickt!"

Dies ist der Narrenruf der Einzelfigur des Schlösslesteufel.

Schon in vergangenen Jahren wurde mehrmals innerhalb der Bisinger Hexen der Versuch unternommen, einen Teufel in die Gruppe aufzunehmen. Seit 1991 hat diese Einzelfigur, die ebenfalls – wie auch die Bisinger Hexen – aus der Bisinger Sagenwelt stammt, einen Stammplatz.
Der „Schlösslesteufel“, eine der ältesten Sagenfiguren Bisingens, entstand aus der Odyssee zweier Bisinger Bürger, die sich an den legendären Schatz der ehemaligen Burg „Rohr“ heranmachen wollten.

DIE BURG "ROR"

Die Burg „Ror“

einstmals Wehrburg der ersten Bisinger Grundherren (Walger), ist heute nur noch eine Ruine. Sie wird im Volksmund „Schlössle“ genannt und steht auf der Gemarkung Bisingen im Gewann Schlösslewald, angrenzend an das Kirchhölzle, in dem ja bekanntlich die Bisinger Hexen in Gestalt des „Wedelweible“ ihren Ursprung suchen.

Der Sage nach bereiteten zwei verschwägerte Männer alles aufs Beste vor, um den Schatz von 83.000 Gulden, der in einem unterirdischen Gewölbe im Schlössleberg verborgen ist, zu heben. In einer stockdunklen Nacht, in der niemand ihren Plan durchkreuzen konnte, machten sie sich an die Arbeit.

Mit Schaufel und Pickel legten sie eine Stelle vom Grundgemäuer frei und brachen nach harter, hastiger Arbeit einige Steine aus dem Quadermauerwerk heraus, damit sie in das Innere schlüpfen konnten. Hier stellten sie sich aufrecht und sprachen das Christophelgebet. Auf einmal sahen sie ein Blinken: Eine große eisenbeschlagene Truhe, voll bis an den Rand mit den heißbegehrten Gulden. Mit raschen Schritten ging der eine der beiden Männer auf die Truhe zu und wollte sie an sich reißen. Plötzlich funkelten neben der Truhe zwei Lichter gespenstisch auf, eine rote geifernde Leftzge liess ihn fast zu Tode erschrecken. Er wich zurück, aber mit mehr Mut stürzte sich dessen ungeachtet sein Schwager auf die Schatztruhe. Im selben Augenblick sah der erste, während er rückwärts taumelte, einen Mühlstein an einem Rosshaar über der Truhe aufgehängt. Auf dem Mühlstein aber hockte ein kleiner abscheulicher Teufel mit einer Schere in der Pratze, womit er das Pferdehaar zu durchschneiden drohte. In höchster Angst rief der Mann seinem beherzten Gefährten zu:

„Bass uf – dr zwickt“.

Da, ein lauter Knall und alles war wieder in undurchdringliches Dunkel gehüllt und der Schatz verschwunden. Erst als den Schwägern ein Lichtschimmer am frühen Morgen den Weg wies, fanden sie sich zum Ausgang zurück. Vom Schlössleschatz wollten sie nichts mehr wissen.<<
(aus dem Bisinger Gemeindebuch aus dem Jahre 1953) Aus dieser Sage heraus entstand die Gestalt dieser Fasnetsfigur. Die Aufmachung des „Schlösslesteufel“ wurde in Anlehnung an die Kleidung der Hexen, der Sage und die im Volksmund gebräuchliche Vorstellung eines Teufels hergerichtet.

Weite rote Bluse unter enger schwarzer Weste, auf der die Szenerie der nächtlichen Schatzsuche am Rückenteil auf Seide aufgemalt ist, sowie einer weiten roten Hose.
Die Stickerei auf der Weste zeigt im Übrigen eine Ansicht der Burgruine aus Richtung Bisingen gesehen. Die Ansicht, sowie auch die gesamte Entstehung dieser Fasnetsfigur, wurde in Zusammenarbeit mit dem Bisinger Heimatverein erstellt. Diese Darstellung der Burgruine ist vermutlich die einzige vom Bisinger Standpunkt aus gesehen.

Das Schuhwerk am linken Fuß stellt den üblichen Geißenfuß des Teufels dar, während rechts ein schwarzer Stiefel getragen wird. Um den Leib ist nach Teufelssitte die Geißenkette gebunden, an der die bereits erwähnte Schere für das Abschneiden des Rosshaares und der als Symbol dargestellte Mühlstein befestigt ist.

Die Maske zeigt das etwas höllenverbrannte Gesicht des Teufels mit seinem diabolischen Grinsen, das er kurz vor dem Abschneiden des Mühlsteins besessen haben soll. Markant ist die große Hakennase, mit der der „Schlösslesteufel“ in Verbindung mit der Bisinger Hexe, die ebenfalls diese Hakennase in der Maske hat, gebracht wird.

Der Kopfschmuck ist aus schwarzem Fell und seitlichem Rosshaar, ganz nach Art des Beelzebub. Die mit rot behandschuhten Hände halten einen Rossschwanz, mit der der „Schlösslesteufel“ die Hexen antreibt.

Womit wir bei den Aufgaben dieser Fasnetsfigur innerhalb der Bisinger Hexen sind. Hauptaufgabe ist das Zusammenhalten, Antreiben und Aufpassen der Hexengruppe während eines Narrenumzuges. Des weiteren hat er die Aufgaben, während der Hexenausgrabung und der Hexentaufe, bei der der „Schlösslesteufel“ von der Hexengruppe als Vater derselben angesehen wird, wahrzunehmen.

Zum Schluss sei der Narrenruf des Teufels, der nochmals die Situation auf dem Mühlstein widerspiegelt, erwähnt:
„Bass uf – dr zwickt!“.

NARRENZUNFT BISINGER HEXEN
– SEIT 1955 ABT. DES FV BISINGEN 1919 E.V.

Vertreten durch: Marcel Sauter (Oberhex Narrenzunft Bisinger Hexen)

Kantstraße 13
72406 Bisingen